São Miguel Azoren – Naturwunder mitten im Atlantik
- Naila S.

- 26. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juni
Unsere 11 Tage auf der grünen Insel São Miguel der Azoren
Irgendwo zwischen Europa und Amerika, eingebettet in den unendlichen Weiten des Atlantiks, liegt ein Ort, der unser Herz im Sturm erobert hat: die Azoren. Genauer gesagt: São Miguel, die größte und grünste der neun Inseln.
Was wir dort erlebt haben, war keine typische Urlaubsreise. Es war ein tiefes Eintauchen in eine Welt, in der Natur, Stille und Ursprünglichkeit den Ton angeben.

Ankunft im Paradies
Unsere Anreise war länger als erwartet. Während der Corona-Zeit gab es keine Direktflüge, und so dauerte es rund neun Stunden, bis wir endlich in Ponta Delgada landeten. Doch kaum waren wir angekommen, war die Anstrengung vergessen. Der Atlantik tobte gegen die Felsküste. Es war frischer als gedacht, doch dieses satte Grün und die pure Luft machten alles wett.


Mit Mietwagen und Neugier im Gepäck begann unsere Erkundungstour. Und wir sollten schnell feststellen: São Miguel ist wie gemacht für Entdecker.
Wandern. Staunen. Durchatmen.
São Miguel hat uns mit seiner Natur regelrecht in den Bann gezogen. Wir waren viel unterwegs, meist zu Fuß, und jeder Weg war ein kleines Abenteuer für sich. Es gibt hier so viele verschiedene Wanderungen. Vom einfachen Spaziergang bis hin zu anspruchsvolleren Touren mit Höhenmetern und Gänsehaut-Aussichten.




Der Parque Natural da Ribeira dos Caldeirões hat uns besonders gefallen.


Der Park liegt im Nordosten der Insel und ist wie eine kleine grüne Welt für sich. Wasserfälle, alte Mühlen, Holzstege, überall tropft, wächst und rauscht es. Man hat das Gefühl, mitten durch ein Naturgemälde zu laufen. Alles war sehr gepflegt und gleichzeitig wild – genau diese Mischung hat uns fasziniert.
Auch die Wanderung rund um den Lagoa do Fogo war etwas ganz Besonderes.

Die Aussicht auf den Kratersee, umgeben von Nebelschwaden, war fast schon surreal. Immer wieder zogen Wolken auf, dann öffnete sich der Blick. Ein Moment später war wieder alles verschwunden. Dieses Spiel zwischen Licht, Nebel, Fels und Wasser hatte etwas Magisches.

Ein ganz besonderer Moment war eine Wanderung in der Nähe von Furnas. Plötzlich lag dieser intensive Geruch in der Luft. Schwefel.
Hier kocht die Erde selbst mit. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn genau dort bereiten die Einheimischen ihr Nationalgericht zu. Cozido das Furnas.
Das ist ein traditioneller Eintopf mit verschiedenen Fleischsorten wie Rind, Schwein und Huhn. Dazu kommen Kartoffeln, Karotten, Kohl und anderes Gemüse. Alles wird in großen Töpfen geschichtet und in die dampfende Erde gesetzt. Dort gart es über Stunden im heißen vulkanischen Boden.
Wir konnten zusehen, wie die Töpfe aus der Erde gezogen wurden. Es dampfte, es roch intensiv. Und es war einfach spannend, dieses alte Kochritual mitzuerleben.
Auch der Parque da Grená war eine wunderschöne Tour.


Der Weg führt durch einen dichten, fast märchenhaften Wald. Immer wieder hörte man das Plätschern von Wasser, sah Moose, kleine Wasserfälle und verwinkelte Pfade.
In der Nähe liegt der Aussichtspunkt Fumarolas Lagoa das Furnas. Für uns war das kein Ort, den wir unbedingt weiterempfehlen würden. Es gibt auf der Insel deutlich schönere und ruhigere Ecken, die mehr berühren.

Ganz anders dagegen der Miradouro da Grota do Inferno.

Das war mit eine der schönsten Naturformationen, die wir je gesehen haben. Die Wanderung dorthin war ruhig und angenehm. Und als wir oben ankamen, wollten wir gar nicht gleich weiter.


Wir haben einfach eine Weile dort gestanden, tief durchgeatmet und geschaut.
Solche Orte vergisst man nicht.
Lost Places
Ein Highlight jagte das nächste. Von mystischen Kraterseen wie dem Lagoa das Sete Cidades bis hin zum verlassenen Fünf-Sterne-Hotel Monte Palace, das heute als gruselig-schöne Ruine auf einem Berg thront.
Das Monte Palace war einst ein echtes Luxusprojekt. Es wurde 1989 eröffnet, mit allem, was man sich vorstellen kann – 88 Zimmer, zwei Restaurants, Bar, Nachtclub, Konferenzräume. Und das mit einem der schönsten Ausblicke der Insel, direkt am Vista do Rei.
Doch das Wetter spielte hier oben nicht mit. Zu oft lag der Aussichtspunkt in dichtem Nebel, dazu kamen über 200 Regentage im Jahr. Nur 18 Monate nach der Eröffnung schloss das Hotel wieder. Seitdem steht es leer – zuerst bewacht, später geplündert und dem Verfall überlassen.

Heute ist es ein Lost Place, der irgendwie melancholisch, aber gleichzeitig faszinierend ist. Zwischen zerbrochenen Fliesen und leeren Gängen öffnet sich der Blick auf die Kraterseen – und man kann sich kaum vorstellen, dass hier mal Gäste im Bademantel zum Frühstück schlenderten.

Es war einer dieser Orte, an denen man sich einfach die Zeit nimmt, stehen bleibt, die Stille wirken lässt – und sich fragt, wie schnell sich Dinge verändern können.
Baden im Warmen. Wandern im Grünen.
Die Thermalbäder Parque Terra Nostra und Poca da Dona Beija haben uns vollkommen überrascht. Besonders der Parque Terra Nostra war ein absolutes Highlight.





Mitten im botanischen Garten, umgeben von exotischen Pflanzen und uralten Bäumen, liegt das große, rostrote Thermalbecken. Schon beim Näherkommen liegt ein leichter Schwefelgeruch in der Luft, aber man gewöhnt sich schnell daran.

Das Wasser ist eisenhaltig und mineralreich, und weil es stark abfärbt, sollte man keine weißen oder hellen Bikinis oder Badehosen tragen. Das ist wirklich wichtig.
Sobald man in dieses warme Becken steigt, vergisst man alles um sich herum. Es fühlt sich an, als würde man auf dem Wasser schweben. Man kann sich einfach treiben lassen, getragen vom angenehm warmen Wasser.
Ich fühlte mich danach zunächst etwas schläfrig. Mein Körper war ganz ruhig. Doch kaum war ich draußen, kam dieses belebende Gefühl. Frisch, durchgewärmt, irgendwie wie neu gestartet.
Das Schwefelwasser hat mir richtig gutgetan.

Auch Poca da Dona Beija war ein wunderschöner Ort zum Entspannen. Dort gibt es mehrere kleine Becken, umgeben von tropischem Grün. Selbst als es geregnet hat, war es dort gemütlich und besonders.

Und dann gab es noch einen ganz anderen Moment der Ruhe.
Zwischendurch zog es uns ans Meer. In einer versteckten Bucht namens Praia da Viola fanden wir schwarzen Sand, türkisblaues Wasser und endlich ein paar ruhige Sonnenstunden.


Kulinarische Entdeckungen in Ponta Delgada
Ponta Delgada bietet eine Vielzahl an kleinen, charmanten Restaurants. Besonders in Erinnerung geblieben sind uns:
Louvre Michaelense Bar – ein lebhaftes Lokal mit einer Auswahl an azoreanischen Tapas
( Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt)
Boca de Cena – ein kleines Restaurant mit kreativer Küche und persönlichem Service
Rotas da Ilha Verde - Vegetarisch / Vegan / Glutenfrei
Jedes dieser Restaurants bot uns nicht nur köstliches Essen, sondern auch einen Einblick in die lokale Kultur und Gastfreundschaft.
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Fazit: São Miguel, du bleibst im Herzen
Wir haben in elf Tagen die Insel ausgiebig erkundet, und doch fühlen wir uns noch lange nicht satt. Jede Wanderung war ein kleines Abenteuer, jede Aussicht ein neues Postkartenmotiv.
São Miguel ist kein klassisches Reiseziel. Es ist ein Ort für Naturliebhaber, für Wanderfans, für Menschen, die das Ursprüngliche schätzen.
Wir kommen ganz sicher wieder. Und wir nehmen dieses kleine Stück Paradies für immer mit im Herzen.



























































Absolut atemberaubende Bilder, wirklich toll, bis auf das Spinnenbild 😵💫😄😁. Toll! Bin begeistert.